Nachdem wir im Mai mit den Themen 1. Resilienz und 2. gesunde Führung gestartet sind, widmen wir uns heute zwei weiteren zentralen Bausteinen einer zukunftsfähigen Arbeitswelt: flexiblen Arbeitszeitmodellen und der Vorbereitung auf den Ruhestand.
Diese Themen mögen auf den ersten Blick unterschiedlich erscheinen, doch sie verbindet ein gemeinsamer Gedanke: Wie können Unternehmen ihre Mitarbeitenden in verschiedenen Lebensphasen optimal unterstützen? Während flexible Arbeitszeiten vor allem jüngere und mittlere Jahrgänge ansprechen, gewinnt die Ruhestandsvorbereitung bei einer alternden Belegschaft zunehmend an Bedeutung. Beide Ansätze zeigen: Gesundheitsförderung ist mehr als nur Rückenschule – sie umfasst die gesamte Lebensspanne der Beschäftigten.
3. Flexible Arbeitszeitmodelle: Schöpfen Unternehmen alle Möglichkeiten aus?
Gleitzeit, 4-Tage-Woche, Homeoffice, Arbeitszeitkonten: Die Möglichkeiten der flexiblen Arbeitsgestaltung werden immer vielfältiger. Doch welche Modelle funktionieren in der Praxis wirklich? Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen: Unternehmen, die mutig neue Wege gehen, werden oft belohnt – sowohl bei der Mitarbeiterzufriedenheit als auch bei der Produktivität.
Neue Erkenntnisse aus der Forschung:
Eine bahnbrechende Studie der Universität Münster unter der Leitung von Prof. Dr. Julia Backmann hat im Jahr 2024 erstmals den wissenschaftlichen Beleg erbracht: Die 4-Tage-Woche funktioniert! 45 deutsche Unternehmen testeten sechs Monate lang verkürzte Arbeitszeiten bei vollem Lohnausgleich. Das Ergebnis: 70 % der Organisationen wollen das Modell weiterführen. Während Umsatz und Gewinn unverändert blieben, stieg die Produktivität sogar.
Eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung zeigt zudem, dass bei der Gestaltung flexibler Arbeitszeiten – insbesondere im Homeoffice – klare Regeln entscheidend sind. Dazu gehören zeitliche Obergrenzen, Zeiterfassung, realistische Vorgaben für das Arbeitspensum, genügend Personal und Vertretungsregeln.
Klare Spielregeln definieren: Kernarbeitszeiten festlegen und die Erreichbarkeit regeln
Grenzen zwischen Arbeits- und Freizeit kommunizieren
Pilotprojekte starten: Neue Arbeitszeitmodelle zunächst in kleinen Teams testen und Erfahrungen sammeln
Führungskräfte schulen: Führung auf Distanz erfordert neue Kompetenzen – von Vertrauen bis hin zu ergebnisorientierter Steuerung
Technische Infrastruktur: Digitale Tools und sichere Verbindungen sind die Grundlage für erfolgreiches mobiles Arbeiten
4. Gesund in den Ruhestand: Wie Arbeitgeber*innen den Übergang unterstützen können
Für viele Menschen ist der Übergang vom Berufsleben in den Ruhestand eine der größten Veränderungen ihres Lebens. Die Frage „Wer bin ich ohne meinen Beruf?” beschäftigt Millionen von Beschäftigten. Unternehmen können hier eine wichtige Rolle spielen – sowohl aus sozialer Verantwortung als auch, um Wissen zu sichern und den Übergang für alle Beteiligten zu erleichtern.
Aktuelle Entwicklungen:
Eine Studie des Instituts für angewandte Familien-, Kindheits- und Jugendforschung (ifams) zeigt, dass Unternehmen die Bedeutung systematischer Ruhestandsvorbereitung zunehmend erkennen. Dabei geht es nicht nur um Anerkennung für gute Arbeit, sondern auch um gleitende Übergänge, die den gesellschaftlichen Veränderungen des 21. Jahrhunderts Rechnung tragen.
Strategien für Unternehmen – drei Handlungsfelder:
Wissenstransfer organisieren: Die systematische Übergabe von Erfahrungen und Kontakten an Nachfolger*innen sollte idealerweise über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren vor dem Ruhestand erfolgen
Gleitende Übergänge ermöglichen: Altersteilzeit, reduzierte Arbeitszeiten oder Mentoring-Rollen können den Abschied erleichtern
Perspektiven entwickeln: Workshops zur Ruhestandsplanung, die nicht nur finanzielle, sondern auch persönliche und soziale Aspekte beleuchten
Reflexionsfragen für Führungskräfte:
Wann spreche ich mit Mitarbeitenden über den bevorstehenden Ruhestand?
Welche Formen des Wissenstransfers haben wir etabliert?
Bieten wir ausreichend Möglichkeiten für einen gleitenden Übergang?
Fazit:
Flexible Arbeitszeitmodelle und Ruhestandsvorbereitung zeigen exemplarisch, wie vielfältig betriebliche Gesundheitsförderung sein kann. Beide Themen erfordern eine langfristige Perspektive und die Bereitschaft, in die Lebensqualität der Beschäftigten zu investieren. Unternehmen, die heute diese Weichen stellen, profitieren von motivierten Mitarbeitenden, einem geringeren Krankenstand und dem Ruf, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein.
Die Botschaft ist klar: Gesundheitsförderung endet nicht am Werkstor oder mit dem 65. Lebensjahr, sondern begleitet Menschen durch alle Phasen ihres Arbeitslebens.
Das FORUM Gesundheit engagiert sich seit Jahren in der Betrieblichen Gesundheitsförderung. Frau Schmidt, Leiterin des FORUM Gesundheit in Lünen, hat mit ihrem Team am Innovation Day des LünTec davon berichtet und so viel Interesse wecken können, dass das FORUM nun gemeinsam mit der Wirtschaftsförderungszentrum Lünen GmbH (WZL) das Thema Gesundheit am Arbeitsplatz sichtbar und praxisorientiert Unternehmen nahebringen möchte. Ziel dieser Partnerschaft ist es, Unternehmen in Lünen und der Region zu unterstützen – mit Wissen, Ideen und Beispielen aus der Praxis.
Wie bereits angekündigt, setzen wir auf wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse und praxisnahe Impulse für Unternehmen in Lünen und der Region. Unser Ziel bleibt unverändert: Sie mit Wissen, Ideen und Beispielen aus der Praxis zu unterstützen.